Aphrodite, Arsinoe und Piramos steht jeweils auf den Fensterfronten drei kleiner Läden in der Stadt Geriskopou in Süd-Zypern. Die Süßwarengeschäfte liegen direkt nebeneinander und die Namen der griechischen Gottheiten lassen vermuten, dass in den kleinen Stuben etwas typisch Zypriotisches über die Ladentheken wandert. Etliche Touristengruppen kommen tatsächlich in die Kleinstadt, um die traditionelle Süßigkeit der Insel zu probieren: Loukumi. Doch das Rezept des weichen Konfekts aus erkaltetem Zuckersirup mit Geschmack und Puderzucker kommt ursprünglich aus der Türkei. „Bis Ende des 19.Jahrhunderts hätte es gar keine Süßigkeiten auf der Insel gegeben“, erzählt Xenia Polimitis, Inhaberin der Arsinoe-Manufaktur, über die Anfänge des Familienbetriebs. 1895 sei der Urgroßvater ihres Mannes aus der Schweiz in die zypriotische Heimat zurückgekehrt. Sein Boot stoppte in einem türkischen Hafen, wo der Firmengründer die Herstellung der Loukumi kennenlernte. Kurz darauf begann er in Geriskopou mit der eigenen Loukumi-Produktion, damals mit den Geschmacksrichtungen Rose und Bergamotte. Hin und wieder kommt Besuch aus dem türkisch besetzten nördlichen Teil der Insel. Vor allem für ältere Besucher erinnert der Geschmack von Loukumi aus Geriskopou an die Zeit, als in der Kleinstadt noch türkische und griechische Zyprioten zusammen lebten.
Wer heutzutage einen der kleinen Läden betritt, sieht eine große Auswahl bunter achteckiger Schachteln mit vielfältigen Geschmacksrichtungen. Ansonsten hat sich an der Herstellung nicht viel geändert. Xenia Polimitis führt ihre Gäste über den Hinterhof in ihre kleine Fabrik, die eher einer gekachelten Waschküche ähnelt. Auf der einen Seite stehen zwei Kupferkessel, in denen vier Stunden lang das Zucker-Wasser-Stärkegemisch gerührt und gekocht wird. Dass die Kessel, die Puderzuckermühle und die Schneidemaschine inzwischen elektrisch angetrieben werden, ist das einzig Moderne an der Produktion. Die Sirupmasse kühlt über Nacht in einem Schrank ab und wird dann von Xenia in die kleinen rechteckigen Stücke geschnitten und selber verpackt, so wie es bereits ihre Schwiegermutter und deren Schwestern in der Generation davor taten. Obwohl Xenia sichtlich stolz auf die lange Familientradition ist, besteht sie nicht darauf, dass ihre Söhne und die Tochter das Süßwarengeschäft weiterführen. „Wir haben in sie investiert, damit sie studieren können und einen richtigen Beruf ausüben können“, sagt sie bestimmt. Auch wenn Loukumi aus Geriskopou markenrechtlich geschützt ist, so bieten inzwischen auch andere Hersteller die vergleichbare neue Süßspeise an.
Schaut Xenia bei der Loukumi-Produktion über die Schulter (Video: Monika Resch-Heider und Christine Siefer)
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