Schokolade ist etwas Alltägliches und Belangloses. Schokoriegel im Bahnhofskiosk, Brownies im Cafe und Kakao to go – die süße Versuchung ist zum nebensächlichen Naschwerk geworden. Überall erhältlich und im Geschmack nur selten eine Überraschung.

Die Formulierung „süße Versuchung“ ist noch nachvollziehbar, doch heiße Schokolade als Aphrodisiakum und Göttergetränk nur schwer vorstellbar. Im Kölner Schokoladenmuseum kann jeder einen Einblick in die Bedeutung des braunen Goldes gewinnen: Von der Opfergabe der Majas bis hin zum feinen Nachmittagsgetränk der blassen Damen in barocken Stuben.

Wer jedoch die Mystik der Schokolade in unserer jetzigen Zuckerzeit nachvollziehen will, der muss sich vom Schokobrunnen im Museum und von Supermarkt -Maxi- Riegeln verabschieden und in eine Seitengasse am Neumarkt einbiegen. Hier in der Gertrudengasse hat die Bedeutung der Kakaobohne einen Namen: Hernando Cortez. Der spanische Eroberer brachte der Legende zu Folge 1528 das mexikanische „Xocolatl“ nach Europa. Jetzt ist eine moderne Chocolaterie nach ihm benannt. Wer den kleinen Laden betritt, merkt schnell, dass Schokolade hier einen besonderen Stellenwert hat.

Hier sollte man sich Zeit nehmen, um zum Beispiel eine Trinkschokolade zu bestellen, die in der Beschreibung erfrischende Fruchtaromen und dezente Süße verspricht und dies alles mit genau 60 Prozent Kakaogehalt. Wer mutig ist bestellt „Purissima“, eine heiße Schokolade mit 100 Prozent Kakao und null Prozent Zucker. Ein ursprünglicher Geschmack, der vermuten lässt, was Schokolade einmal bedeutet haben könnte. Ich jedoch bestellte eine weiße Heiße mit dem Namen „Unschuld“.

Beim Trinken merkte ich sofort, dass es dieses Getränk faustdick im Geschmack hat. Zwar ist die Konsistenz samtig weich, doch das Aroma ist intensiv und verpflichtet einem zum langsamen Genuss. So vergeht die Zeit.

Wer viel Fantasie mitbringt, kann vielleicht vorm inneren Auge die tanzenden Majas sehen oder die feinen Damen in ihren Salons. Vielleicht kommt einem aber auch nur die Erkenntnis in den Sinn, dass Schokolade auch in Zeiten des Überflusses nicht an Mystik eingebüßt hat. Man muss ihr nur den gebührenden Respekt zollen.

Musik, die klingt, wie Chilischokolade schmeckt – Feurig:

Journey To Jah feat. Lady Jamila- Spread Your Wings