„Dinsdaachs Mittwochs Donnersdaachs morjens halver zehn
do kummen se von der Baustell anjerannt
Schreiner Pützer Mürer un de Büggele vun dr Poss
un soja dä dicke Schupo vun dr Eck

Un dann ston se in der Kaffeebud
un schüdden sich der Kaffe in der Kopp
jeder lies in singer Zeidung röm
jeder däut sich noch e Brötche rin…“

Der Kölsch-Klassiker „Kaffeebud“ von den Bläck Fööss beschreibt zwar einen Morgen in einer Kölner Tschibo-Filiale, steht aber symbolisch für die Treffpunkte in den Veedeln, wo man sich begegnet, austauscht, diskutiert und dabei seinen Pausenkaffee oder das Feierabendbierchen trinkt. Die 25-jährige Denise Dunker hat mit dem Beueler Büdchen „Miss Minz“ das Konzept des Kiosks an der Ecke in ihr Bonner Veedel geholt und weiterentwickelt.

Nur wenige Schritte von der Beueler Rheinpromenade entfernt, lädt das „Miss Minz“ ebenso zur Stippvisite ein, wie zum gemütlichen Verweilen. Neben den Kiosk-Klassikern wie Zeitungen und Zeitschriften, Süßigkeiten (auch in Form der seltener gewordenen „bunten Tüte“), Getränke und belegte Brötchen, gibt es regionale Craft-Biere, zuckerreduziertes Eis, Fair-Trade-Kaffee und selbstgemachte süße und herzhafte Gerichte. Denise Mutter Miha fungiert dabei als Köchin für die vielfältigen türkische Speisen wie Börek und Couscoussalat. Bruder Koraj und Barista Maximilian unterstützen die Kioskbesitzerin hinter der Theke.

Familie und Freunde habe sie mit ihrer Kiosk-Idee von Anfang an unterstützt, erzählt die gelernte Bürokauffrau. „Sie wussten, dass das zu mir passt. Seit ich 16 Jahre alt war habe ich in Cafés gejobbt und viel über die Branche und die Kaffee-Kultur gelernt.“ Der Kiosk in der Beueler Nachbarschaft war ihr schon länger ins Auge gefallen, die Gestaltung fand sie jedoch mehr als verbesserungswürdig. „Ich habe immer aus Spaß gesagt, dass ich den Kiosk übernehmen würde und als der Laden dann frei wurde, habe ich mich kurzerhand beim Vermieter gemeldet“, sagt sie und ergänzt, dass man bei diesen Dingen schließlich schnell sein müsse. Große Chancen habe sie sich jedoch nicht ausgerechnet. Im Sommer 2018 wurde es dann plötzlich konkret und Denise unterschieb den Mietvertrag. Es folgten Monate der Wartezeit, in dem der sanierungsbedürftige Eckladen renoviert wurde. Die junge Existenzgründerin nutzte die Zeit, um Seminare bei der IHK zu besuchen und sich vor allem das fehlende Kiosk-Wissen anzueignen. „Ich kannte mich zwar mit dem Betrieb eines Cafés aus, jedoch wusste ich beispielsweise nicht, woher man die Zeitungen bezieht“, erzählt sie schmunzelnd. Die Einrichtung musste ebenfalls gekauft werden. Mit viel Liebe zum Detail baute und kreierte sie zum Beispiel den Verkaufsbereich aus alten Weinkisten.

Auslage

An einem dunklen Morgen im Dezember war es dann soweit: Das „Miss Minz“eröffnete, mit Zeitungen und allem was dazu gehört. „Alle haben mir gesagt, dass es hart werden und ich keine Freizeit mehr haben würde, aber es ist noch viel krasser als ich gedacht habe“, gibt Denise zu; und das obwohl sie auch neben ihrem späteren Studium stets mehrere Jobs gleichzeitig hatte. Die ersten vier Monate stand sie von morgens halb sieben bis abends Ladenschluss (zehn Uhr) hinter der Theke, dazu kamen die Einkäufe, Büroarbeit, Vernetzung. Inzwischen beschäftigt sie Mitarbeiter, aber ausruhen kann sie sich trotzdem nicht.
Die regionale Vernetzung liegt Denise besonders am Herzen, die Milch für Cappuccino und Co kommt von einem Hof in Hennef, der Kuchen von einer Bäckerei aus Bonn-Dottendorf, einige Craft-Biere von einer Beueler Brauerei und die Kaffeebohnen vom Fair-Trade-Händler aus der Innenstadt. Ihr Motto „Support your local Büdchen“ ist gleichzeitig auch eigener Anspruch: kleine lokale Unternehmen unterstützen, Gemeinschaft statt Wettbewerb und Nachhaltigkeit. „Miss Minz“ macht beim „Foodsharing“ mit, damit die Lebensmittelreste nicht in der Tonne landen und setzt auf wiederverwertbare Kaffee-to-go-Becher.

Das Konzept scheint aufzugehen. „Das Miss Minz bereichert Beuel“, sagt eine Besucherin, die vor dem Kiosk an einem der Außentische sitzt. An diesem Nachmittag geht es im Kiosk wie in einem Taubeschlag zu. Eltern mit Kindern, Jogger, Hundebesitzer, Handwerker, Anwohner, Spaziergänger und Paketabholer geben sich die Klinke in die Hand, bleiben nur kurz oder verlagern gleich ihr Homeoffice in den Café-Kiosk. Ein gemütliches Gewusel, das man eher von skandinavischen Cafés oder italienischen Espressobars kennt. „Die Gesellschaft verändert sich, die Menschen nehmen sich wieder mehr Zeit für den Genuss“, vermutet Denise. Letztendlich sei da aber auch die Sehnsucht nach diesem Veedel-Treffpunkt. „Einige kommen hauptsächlich zum quatschen“, hat sie den Eindruck. „Komme als Gast und gehe als Freund“ steht an der Tür hinter dem Tresen. Inzwischen seien tatsächlich schon die ersten Freundschaften zu Stammkunden entstanden, erzählt Denise, selbst wenn sie es sich anfangs nicht vorstellen konnte. „So viele nette und interessante Menschen kennenzulernen, das ist das Beste an dem Job.“ Das „Miss Minz“ hat den Flair einer Kaffeebud, den die Bläck Fööss nicht schöner hätten besingen können.

Un su ston se in der Kaffeebud
un kloppen sich der Kaffe in der Kopp
bis se sich dann endlich einich sin
jeder drieht sich noch e Brötche rin
die Fröhstückspaus is jlich am Eng
die Jungen jeven sich die Häng
dann maat et jot bis morje halver zehn

Öffnungszeiten

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